Andy's

Rammstein live in Leipzig – Mittendrin statt nur dabei

Vor nun mehr als 3 Jahren haben wir Karten für Rammstein gekauft, doch dank Corona verschob sich das eigentlich in 2020 stattfindende Konzert auf 2022 und nun endlich, nach Jahren des Wartens war es wieder so weit. Wir waren da und zwar nicht irgendwo, sondern mitten drin in der „Feuerzone“, einem kleinen Bereich direkt vor der Bühne, von dem man sämtliche Spezialeffekte hautnah mitbekommt. Ach was sage ich, dort vibriert einem der bollende Bass im Körper, während Feuersäulen dich rösten und schwarzes Konfetti in solchen Strömen auf einen niedergeht, das man die eigene Hand nicht mehr vor Augen sieht. Im Folgenden möchte ich einen kleinen Bericht vom Kozert mit euch teilen, auch da dies schon mein drittes Rammstein-Konzert war, habe ich einige Vergleiche und vorweg, es war das intensivste Konzert, das ich bisher erleben durfte.

Ich gehe gerne auf Konzerte / Auftritte und durfte in meinem Leben schon einige Künstler live sehen, einige waren gut, andere schlecht. Sicher spielt Rammstein hier ganz weit oben mit, es gibt ja auch genug Menschen, die nur wegen der Shows zu den Konzerten gehen und sonst nichts mit der Musik zu tun haben. Ich persönlich hatte meine ersten Berührungspunkte mit Rammstein 1999, damals war ich in der 6. Klasse und ein Mitschüler zeigte mir das zweite Album „Sehnsucht“. Damals gefielen mir die harten Lieder und die für uns Kinder extremen Texte von Liedern wie „Bück dich“ oder „Bestrafe mich“. Immer mal wieder hörte ich die Musik, aber ein Fan war ich noch nicht. Das änderte sich dann erst 2004, ich war zu der Zeit mitten in der Ausbildung zum Industriemechaniker und um auf Arbeit zu kommen, hatten wir eine Fahrgemeinschaft. Einer derjenigen, die bereits 18 waren und ein Auto hatten, hörte das damals brandneue Rammstein Album „Reise Reise“ und die Musik, besonders die Lieder „Los“, „Keine Lust“ und „Mein Teil“ gefielen mir so gut, dass ich ab diesem Zeitpunkt ein Fan war. Nun aber genug Vorgeschichte, ihr wollt wissen wie es auf dem Konzert war.

Glücklicherweise habe ich durch Kontakte eine Möglichkeit, in der Leipziger Innenstadt auf einen abgeschlossenen Parkplatz zu parken, so dass wir uns darum schon mal nicht kümmern mussten, ein absoluter Segen an diesem Tag. Mein Bruder und ich spazierten nun gemütlich zum Stadion, wir hatten noch jede Menge Zeit. Bevor man auf das eigentliche Gelände des Stadions kommt, waren überall Verkaufsstände aufgebaut und alles war voller Menschen, größtenteils in Schwarz gekleidet. Es sah aus wie auf einem Volksfest und dabei waren wir noch nicht mal da. Wir dachten uns, schnell noch was essen hier ist es bestimmt günstiger als im Stadion, weit gefehlt, die Bratwurst hat 5 Euro gekostet und ich hatte schnell keinen Hunger mehr, hab natürlich trotzdem eine gekauft. Eigentlich wollte ich mir direkt noch ein T-Shirt kaufen und es gab auch auf der Festwiese einen ofiziellen Rammstein-Merch-Stand, so das man auch ohne Ticket alles kaufen konnte, was ich richtig gut fand. Was mir weniger gefiel war die Länge der Schlange, die sich einmal über die ganze Festwiese in Kurven schlängelte. Ich sah die Chance auf ein T-Shirt dahin schmelzen. Wir entschieden uns dazu erst mal auf das abgezäunte Stadiongelände zu gehen, auch hier war wieder alles perfekt. Es gab sehr viele Zugänge, die Security war unglaublich freundlich und schnell, so dass es nie zu langen Schlangen kam. Besonders im Gedächtnis geblieben ist mir ein Mitarbeiter, der locker einen Kopf größer als ich war und Oberarme hatte wie ich Oberschenkel. Noch nie zuvor stand ich einem solchen Hühnen gegenüber und ich und mein Bruder mussten beide an Hafthor Björnsson denken.

Im inneren Kreis angekommen bemerkte ich voller Vorfreude, dass es mehrere weitere Merch-Stände gab, an denen deutlich weniger los war, immer noch viel, aber weniger als draußen und so kaufte ich ein. Es wurde ein T-Shirt der Tournee für mich und meinen Bruder und eine Strickjacke. Die Qualität der Ware ist wie immer überragend, orginal Merch ist wirklich eine Top-Qualität, die man gefühlt für den Rest seines Lebens tragen kann, ohne dass diese kaputt geht. Den nächsten Preisschock bekam ich als ich mir von einem dieser mit einem großen Tank auf dem Rücken umherlaufenden Verkäufern ein Bier kaufte. Mit Pfand für die Becher wollten die sagenhafte 8 Euro, mir schlief fast das Gesicht ein, aber ich hatte Durst. Wir machten uns auf den Weg in die Feuerzone und waren baff wie weit vorne wir dann doch standen, Luftlinie zur Bühne waren es maximal 10 Meter und man konnte alle Teile der Aufbauten wunderbar erkennen. Bevor wir endgültig unsere Plätze einnahmen, sind wir noch mal auf Toilette gegangen, was dort eine reine Katastrophe war. Es gab einen Bereich mit Dixie-Toiletten, der heillos unterdimensioniert war, so dass die Leute überall hin pinkelten. Ich habe mich einfach durch gedrängelt und stand schnell an einem Dixie-Stehklo, was ich so nicht kannte. Um mich herum war extremes Gedränge und ständig stieß mich jemand an, wahrscheinlich war das der stressigste Toilettengang meines Lebens. Aber ich war erleichtert und wir gingen zurück durch das ganze Stadion nach vorne in den extra abgesperrten Bereich. Es dauerte nicht mehr lange, dann begann die Vorband, zwei Frauen, die Stücke von Rammstein am Klavier spielten, was ich schon von der letzten Tour kannte und was ich nicht so cool fand.

Inzwischen positionierte sich auch die Security und da war der wandelnde Baum wieder, wir dachten noch die Armen in der ersten Reihe! Stellt euch mal vor ihr schafft es ganz nach vorne und dann steht so ein Hühne vor euch und ihr seht quasi nichts mehr. Die Vorband war fertig und die Stimmung heizte sich voller Vorfreude und Erwartung auf. Plötzlich hielt sich der Hühne die Ohren zu und mein Bruder meinte noch, wenn der das macht, sollten wir das vielleicht auch lieber tun und was soll ich sagen, er hatte Recht. Wir standen zwar wie die Blöden dort ein paar Minuten und hielten uns die Ohren zu, doch dann gab es einen Hieb, ein helles weißes Licht breitete sich aus und ein extrem lauter Knall ertönte ohne jegliche Vorwarnung. Aus der Nähe war es so unfassbar laut, das hab ich noch nicht erlebt. Es gab keine Luft zum Durchatmen, denn schon begannen die ersten Takte von „Armee der Tristen“ und die Menge begann zu jubeln. Die Stimmung der Zuschauer gemischt mit dem Adrenalin des Knalls und der eintretenden Musik ließ mir eine Gänsehaut über den gesamten Körper laufen. Dann kam Till auf die Bühne und ich war direkt noch einmal beeindruckt wie nah wir an der Bühne waren. Ich konnte ohne Probleme die Gesichtsausdrücke erkennen, ich war begeistert. Rammstein lies einem keine Zeit zum Atmen, denn direkt danach kam „Zick Zack“, ein weiterer Song der aktuellen Platte, das Publikum war seit dem ersten Takt voll da, sang mit und machte richtig Stimmung. Nun kam „Links 2 3 4“ und plötzlich stiegen zum ersten Mal Feuerfontänen bis über die offene Stadiondecke hinaus. Die Hitze in meinem Gesicht war unbeschreiblich intensiv, wir haben uns vorher unterhalten, dass es bestimmt warm wird, aber so heiß hätte ich nie gedacht. Ich fühlte mich an den Schmiedekurs in der Ausbildung zurück versetzt, wo wir am Ofen standen und Metall bearbeiteten. Ich schaute meinen Bruder an und sein Blick sagte auch „Heftig!“. Ich konnte gar nicht anders, meine Mundwinkel wanderten nach oben und die nächste Feuersäule stieg im Takt der Musik gen Himmel. Rammstein kannte keine Gnade und brachte direkt das nächste Lied, „Sehnsucht“. Auch mich erfasste die Sehnsucht nach etwas zu trinken, aber es war einfach zu voll, doch der Durst war auch schnell vergessen. Direkt vor mir filmte die ganze Zeit ein nerviger Kerl, Typ Sachbearbeiter der Stadt um die 50 und ständig hatte ich sein Handy vor dem Gesicht. Mein Bruder sagte mir, dass der Typ nicht aufnimmt sondern nur die Kamera aktiviert hat und als er das sagte merkte ich es auch. Es wurde zum Running Gag des Konzertes, denn der kerl filmte fast jedes Lied mit, er drückte aber nicht einmal auf Aufnahme. Ich wäre zu gerne dabei gewesen, wenn er dann zuhause seine Frau die Videos zeigen will und dann merkt, das er nicht ein Video gemacht hat. Allgemein waren aber sehr wenige Handys zu sehen, die Leute genossen wirklich das Konzert was der gesamten Stimmung natürlich sehr gut tat.

Nach „Sehnsucht“ spielte Rammstein „Zeig dich“ und „Mein Herz brennt“, beim zweiten Lied unter Einsatz diverser Feuermittel. Kaum waren die letzten Töne verklungen stimmte Richard Kruspe das Intro eines meiner Lieblingslieder an. Er stand dabei gefühlt alleine auf der Bühne und wurde angeleuchtet während Nebel aufstieg und im Hintergrund Till einen riesigen Kinderwagen aus Metall auf die Bühne schob. Nun entwickelte sich das Lied von der langsamen Ballade zum ohrenbetäubenden Machwerk. Beim letzen Refrain kam ein Puppenkopf aus dem Kinderwagen und spie schwarze Papierschnipsel aus, plötzlich, die Bühne war in grünes und gelbes Licht getaucht, kamen diese schwarzen Schnipsel überall und regneten auf das Publikum nieder, während die Band, welche nicht mehr zu erkennen war, den Refrain brutal in unsere Gesichter schmetterte. Es waren derart viele Schnipsel, dass man für einen Moment kaum mehr die Hand vor Augen sah. Es war unfassbar und beeindruckend. Als nächstes wurde die Bühne in tiefblaues Licht getaucht und „Heirate mich“ begann. Selbstverständlich brüllte das Publikum auch hier mit und besonders bei den Stellen „Hei – Hei -Hei“, so kam es mir jedenfalls vor. Im Anschluss daran gab es eine kleine Verschnaufpause für das Publikum, die Ballade „Zeit“ vom gleichnamigen aktuellen Album wurde gespielt. Im Anschluss daran kündigte eine House Version performt von Richard Kruspe als DJ den Song „Deutschland“ an, bei dem das Publikum wieder voll dabei war und Textzeilen wie „Deutschland Deutschland über alles“ laut mit schmetterte. Rammstein spielte ja seit ihrer Gründung immer mit den Anschuldigungen eine rechtsradikale Band zu sein, was sie auch in diesem Lied wieder voller Spaß und Genugtuung taten.

Im Anschluss daran spielten sie „Radio“ und danach „Mein Teil“ mit der inzwischen berühmten Sequenz, in der Flake in einem riesigen Kochtopf mehreren Flammenwerferangriffen verschiedener Größe durch Till ausgesetzt wird, der dabei eine Kochmütze trägt, schließlich ist das Lied an den Kannibalen von Rothenburg angelehnt. Nach „Mein Teil“ kam „Du hast“ und dann das meiner Meinung nach feuerlastigste Lied der Show, „Sonne“. Hier stiegen die Feuersäulen aus allen Ecken des Stadions nur so in die Luft, wieder, wieder und immer wieder, wobei die Hitze gepaart mit der harten Musik und den singenden Fans eine tolle Mischung war. Nach „Sonne“ kam eines der Lieder, welches ich persönlich weniger mag, „Engel“. Gemeinsam mit den beiden Damen am Klavier spielten sie den Song auf einer Insel mitten im Publikum, während das Stadion mittels Handylicht für eine super Stimmung sorgte. Auch der Gesang ausschließlich von Klavier begleitet und das mitsingende Stadion hatte schon was und lies wahrscheinlich niemanden vor Ort kalt. Als das Lied zu Ende war wurden die Mitglieder der Band mit mehreren aufblasbaren Schlauchbooten durch das Puplikum wieder auf die Bühne getragen, um den Song „Ausländer“ zu spielen. Langsam näherte sich das Konzert seinem Ende entgegen, es kam „Du riechst so gut“ gefolgt von „Pussy“. Hier packte Till eine riesige penisartige Kanone aus und spritzt immense Mengen von Schaum auf sein Publikum. Glücklicherweise stoppte die Peniskanone knapp einen Meter neben uns, denn wer den Schaum abbekam, war von oben bis unten komplett eingesaut und nass. Nun spielte Rammstein den Song „Rammstein“, welcher das Flugzeugunglück auf dem Militärstützpunkt behandelte.

Dann war es soweit, eines der besten Lieder, um es mit dem Publikum gemeinsam zu singen, kam, „Ich will“ vom Album „Mutter“. Wer es nicht kennt, im Refrain wird gesungen „Könnt ihr mich hören?“ – Publikum „wir hören dich“ – Till „Könnt ihr mich sehen?“ – Publikum, und so weiter. Die Stimmung war extrem gut, das ganze Stadion brüllte mit und die Zeitungen schrieben am nächsten Tag, dass man die Musik selbst in 10 Kilometer Entfernung noch deutlich hören konnte. Den krönenden Abschluss des Konzertes bildete dann eines meiner Lieblingslieder, „Adieu“. Passender könnte der letzte Song eines Konzertes eigentlich auch nicht sein. Zum Abschluss wurde die gesamte Band dann mit einem riesigen Aufzug am Hauptturm der Bühne hinauf gezogen, wo diese dann am höchsten Punkt mit einem lauten Knall verschwanden.

Fazit

Sicher ich bin ein kleiner Rammstein Fanboy, aber meiner Meinung nach ist ein Konzert für jeden Menschen ein absolutes Erlebnis, egal ob man so wie wir ganz vorne oder in der letzten Reihe steht, man kann es definitv gesehen haben.

Quelle:
Titelbild hallo24.de Erik Weiss

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