Benjamin von Stuckrad-Barre ist bekannt für seinen schonungslosen Blick auf die deutsche Gesellschaft und ihre Prominenz. In seinem neuen Roman „Noch wach?“ entführt er den Leser in die Welt der Medien, der Macht und des Missbrauchs.
Der Ich-Erzähler, ein junger Mann, der in der Medienbranche arbeitet, gerät in einen Strudel aus Intrigen und Abhängigkeiten. Er beobachtet, wie ein mächtiger Chefredakteur seine Position ausnutzt, um junge Frauen zu manipulieren und zu missbrauchen.
Stuckrad-Barre erzählt die Geschichte in seinem gewohnt schnoddrigen und ironischen Stil. Er verwendet eine verschachtelte Erzählstruktur, die es dem Leser nicht immer leicht macht, der Handlung zu folgen. Dies war auch mein größter Kritikpunkt an dem Buch. Während ich seinen früheren Werke noch etwas abgewinnen konnte, war es hier streckenweise wirklich anstrengend, dem Inhalt zu folgen.
Die Charaktere in „Noch wach?“ sind oft ambivalent und schwer zu durchschauen. Sie sind getrieben von ihren eigenen Interessen und versuchen, ihre Position in der Gesellschaft zu festigen. Der Chefredakteur ist ein Paradebeispiel für einen Mann, der seine Macht missbraucht, um seine eigenen Bedürfnisse zu befriedigen.
Das Buch wirft einen düsteren Blick auf die Medienlandschaft und die Mechanismen der Macht. Es zeigt, wie Menschen in ein System geraten können, in dem Moral und Anstand keine Rolle mehr spielen.
„Noch wach?“ ist ein Roman, der zum Nachdenken anregt. Er ist aber auch ein Buch, das polarisiert. Entweder man liebt Stuckrad-Barres Stil oder man kann damit nichts anfangen. Ich persönlich fand das Buch streckenweise anstrengend zu lesen, auch wenn es einige interessante Einblicke in die Welt der Medien bietet.
Ich kann „Noch wach?“ allen Lesern empfehlen, die sich für anspruchsvolle Literatur interessieren und die sich nicht scheuen, sich mit schwierigen Themen auseinanderzusetzen. Es ist jedoch kein Buch für zwischendurch und man sollte sich auf einen etwas anstrengenderen Lesestil einlassen.
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